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AutorenbildMarco Boulanger

// WIR SIND GAYFRIENDLY – ABGRENZEN STATT EINGRENZEN

Tja mit 36 kann ich auch leider schon bei vielen Dingen sagen, dass hat es früher nicht gegeben. Manches vermisst man, dass es heute vielleicht nicht mehr gibt. Über einiges freut man sich und hätte es sich schon damals gewünscht und über manches wundert man sich einfach. Neuerdings kleben an diversen Supermarkteingangsschiebetüren die Regenbogenaufkleber die signalisieren, dass das Geschäft gayfriendly ist. Bisher kannte ich das nur von Hotels oder Pensionen, die damit warben, dass sie nichts dagegen haben, queere Menschen zu beherbergen. Auch wenn ich noch nie von Bekannten aus meinem queeren Freundeskreis gehört hätte, dass sie von Hotels abgewiesen wurden, nur weil sie sich mit ihrem gleichgeschlechtlichen Partner ein Zimmer geteilt haben. Manchmal vergisst man auch, dass sich manche Hotelmitarbeiter gar keinen Kopf darüber machen, in welcher Konstellation ihre Gäste stehen. Unbewusst verleiht es aber uns Queer Menschen wohl ein besseres Gefühl von Akzeptanz, wenn ein Hotel oder eine Pension mit gayfriendly wirbt. In größeren Städten gibt es mittlerweile aber sogar Hotels für rein queere Menschen, aber das ist mir persönlich too much und ich möchte lieber in ein stink normales Hotel denn ich möchte ja auch einfach stink normal in der Gesellschaft leben ohne mich ständig mit einem Stigmata abzugrenzen. Nach den Hotels und Pensionen zogen dann die Supermärkte nach. Allen voran PENNY. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich mich bisher diskriminiert gefühlt habe, wenn ich dort einkaufen war, bevor der Aufkleber am Eingang hing. Ich kann auch nicht sagen, dass ich jetzt mehr oder weniger queere Menschen einkaufen sehe, seit Penny gayfriendly geworden ist. Auch gibt es keine besonderen Artikel, die auf queere Menschen ausgerichtet sind. Eventuell die Einhornbrause oder der Princess Sparkle Himbeer Glitzerlikör, aber die habe ich auch schon in einem Getränkemarkt ohne Regenbogenaufkleber gesehen. Jetzt hab ich es. Die lilafarbenen und gelben Möhren sind seit dem neu im Gemüsefach. Oder Quinoa. Die unzähligen Quinoa Produkte, da wir Queer Menschen alle auf gesunde und fettarme Ernährung Wert legen. So langsam komme ich hinter die Marketingstrategie. Immerhin kaufe ich ja lieber gayfreundliches Quinoa als das heterosexuelle Quinoa bei Edeka. Da sich natürlich Rewe nicht ausgrenzen will und eh schon so familienfreundlich ist und auch auf Nachhaltigkeit pocht und es ja nicht sein kann, dass Penny etwas darstellt, was sie nicht bieten, klebte auch recht bald der Regenbogenaufkleber am Rewe Eingang. Irgendwie vermisse ich aber auch die Aufkleber für behindertenfreundlich, ausländerfreundlich und barrierefrei. Oder mein Ansatz ist ganz falsch und es geht gar nicht um die Kundschaft sondern um die Mitarbeiter, die mit dem Regenbogenaufkleber darauf hingewiesen sollen, dass sie bei diesem Unternehmen besonders willkommen sind. In der Tat fühl ich mich wohler, wenn ein schwuler Mann oder eine lesbische Frau meine Produkte ins Regal räumt und meine eingekaufte Ware über den Kassenscanner zieht und mir gayfreundliches Rückgeld in die Hand drückt. Queere Supermarktmitarbeiter sind auch automatisch netter und merken auch sofort, dass ich auch queer bin, selbst wenn ich in Bauarbeiterklamotten vor ihnen stehe. Es kann auch sein dass nebem der Frauenquote und der Behindertenquote jetzt auch die Gay Quote im Unternehmen eingehalten werden. Ich wüsste zwar nicht, dass meine Qualifikation etwas damit zutun habe, mit wem ich Bett und Tisch teile aber nun gut, die Welt verändert sich nun mal und leider nicht immer zum Positiven. Wenn die technische Entwicklung schnell voranschreitet, gibt es vielleicht bald an den Eingängen der queerfreundlichen Supermärkte Körperscanner, die sofort analysieren, welche Orientierung ich habe und ich dann groß gefeiert werde, wenn ich den Supermarkt betrete und dann auch hoffentlich besonders behandelt werde und ganz viele Vorteile und Sonderrabatte einkassiere, damit sich auch die ganze Mühe lohnt.

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